Track by Track

1. Zwischen Decken und Kissen:

On-off-on-off-on-off. Ich will aufhören. Bald jedenfalls. Wenn wir nur noch nackt im Bett, zwischen Decken und Kissen stattfinden - wird dadurch nicht alles irgendwie entwertet? Eigentlich erfüllen wir damit nur Klischees und Erwartungen. Aber ich glaube, dafür war das davor vielleicht zu gut. Ich will es nicht nackt im Bett erwischen, wenn ich mich danach umdrehe. Es soll in Anzug oder Kleid da stehen, mir freundlich und besonnen zunicken, wenn ich mich daran erinnere, wenn wir uns über den Weg laufen.

2. Weniger Genugtuung:

Wenn es soweit ist, dass bei jedem zweiten Gespräch irgendwas erwidert werden muss, einfach nur, um etwas zu erwidern. Wenn du nur noch an ein Leben außerhalb der Beziehung denken kannst. An alles, was du gerade verpasst, auch, wenn du das Gefühl abschalten und aus dir rausschmeißen willst.

3. Vogel gefangen:

Vögel einzufangen ist nicht so leicht. Genauso ging es uns bei diesem Song hier: bis wir ihn so im Käfig hatten, wie wir es wollten, haben wir ihn viele Male gedreht und gewendet. Jetzt sitzt bei uns im Set aber ein kleiner, leichter, gefiederter Powerpop-Song, mit dem wir endlich sehr zufrieden sind.

4. U Boote:

U Boote ist mehr eine Sammlung an Gedanken zu einem gemeinsamen Gefühl, als ein zusammenhängendes Etwas. Am besten ist: sich selbst ein bisschen sinken lassen und mit untertauchen.

5. Papier:

Scheiße, geht’s uns gut. Und es geht nicht darum, das zu vergessen oder Engagement zu unterlassen. Vielmehr darum, dass es trotzdem Momente geben darf, in denen es notwendig ist, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Vielleicht auch, um am Ende dann so sicher zu stehen, dass man noch besser helfen kann.
Weil das ein schmaler Grat und man selbst oft der Erste ist, der seine Probleme im Vergleich zu denen anderer als lächerlichen Luxus abtut und sich direkt zu Bescheidenheit und weniger Empfindlichkeit mahnt, wünscht man sich manchmal jemanden, der von außen kommt und sagt: Es ist okay, deine eigenen Baustellen zu haben und für einen Moment nur daran zu arbeiten.

6. Romantiker & Realist:

Hier kommt ein romantischer Song gegen die romantische, ewige Monogamie und das zwanghafte Zusammenbleiben im Alter.
Ja, meistens schlägt Amore irgendwann in Sicherheit um, das ist normal, verstanden – aber müssen wir das akzeptieren? Nur, weil irgendwann mal zwei Namen herzumrandet in eine Baumrinde geritzt wurden? In „Romantiker & Realist“ nicht. Und im Speziellen auch nicht, wenn wir 50 oder älter sind und Kinder oder ein Haus haben. Eine andere Variante ist, (im Guten) nochmal auseinander zu gehen, weil es genauso ganz normal ist, dass die Sicherheit nicht alles auffängt, was unterwegs verloren gegangen ist. Die zwei in dem Song sind genau an der Stelle.

7. Parkhausdeck:

2011 war länger für uns als alle anderen Jahre. Dieser Song ist deshalb zu so etwas wie einem „Bandsong“ geworden, weil in diesem Jahr Entscheidungen getroffen wurden, die uns schwer vorkamen. Zumindest in dem Moment, in dem sie gefällt werden mussten. Der eigene Entwurf hat oft nicht mehr zu den Bildern gepasst, die die anderen mit Hammer und Meißel geschlagen haben und auf die Leute zu reagieren, die ankamen und fragten „und, was macht ihr jetzt so?“ fiel zunehmend schwerer. Am Ende haben wir dann aber bemerkt, dass das alles eher einem kurzen Zwischenparken gleicht, als einem kochfesten Dauerzustand und dass die Entscheidungen, für die wir anfangs dachten, mehr Anerkennung bekommen zu müssen, gar nicht so unveränderlich und schwer waren, wie gedacht. Heute, wenn wir drauf zurückschauen, war das ein klassisches coming of age. Jetzt sind wir sehr erwachsen.

8. Gleis 10:

Hier kommt ein 17-jähriges Ich im Gewand seines 26-jährigen Ichs und singt mit dessen Stimme einen Song, den es vor gut 10 Jahren geschrieben hat.

9. Jetzt willst du mehr sehen:

Was macht die eigene Identität am Ende aus? Welche Gedanken geben am Schluss Zufriedenheit? Was ist dieses „Alles-mitnehmen-was-geht“ von dem alle reden? Reisen und möglichst viel von der Welt sehen? Zu welchem Zweck? Mit was kommen wir zurück? Und wer oder was bleibt dabei zurück?

10. Herzschrittmacher:

Ein großes Kompliment an alle Eltern oder Erziehenden, die es schaffen, aus dem Kreislauf der Tradition, Konvention und Erwartungen auszubrechen, die ihre Eltern noch an sie selbst stellten. Das zu erkennen, dann neu zu denken und danach zu leben muss konfliktgeladen sein. Vor allem, wenn - wie in diesem Song exemplarisch - eine Institution wie die Religion dahinter steckt und eine Zwangsheirat „rechtfertigt“. Wer die überflüssige Herzschrittmacher OP dann trotzdem absagt verdient umso mehr Respekt. Für mehr mutige Mütter und Väter wie diesen hier, der aufsteht und der obsoleten Tradition eine Absage erteilt, steht Herzschrittmacher.

11. Dein Dieb:

Dein Dieb erzählt vom Vergessen als Krankheit, die mit dem Verlust der einfachsten Fähigkeiten immer auf allen Vieren endet.